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Hüftprothese

Seit wann ist die Implantation einer Hüftprothese möglich?

Die ersten Versuche der Implantation einer Hüftprothese gehen bis in die 1920er Jahre zurück. Bei den ersten Versuchen führten Materialbruch sowie Unverträglichkeit zur Entwicklung alternativer Materialien. In den 50er-Jahren entstand die erste Schaftprothese aus Plexiglas und die erste Totalprothese, bei der beide Komponenten aus Metall waren. Ein revolutionärer Fortschritt in der Hüftendoprothetik gelang Charnley in den 1960er Jahren durch die Einführung von Knochenzement und Polyethylen. Letzteres reduzierte als verbesserten Gleitpartner zur Kopfkomponente den Abrieb. Das Prinzip des Zementierens ermöglichte eine primär belastungsstabile Fixation und eine gleichmäßigere Krafteinleitung. Leider konnte jedoch auch diese Entwicklung die Problematik der Prothesenlockerung nicht hinreichend lösen. Eine mögliche Ursache der Lockerungen wurde im Knochenzement vermutet, sodass die Entwicklung zementfrei fixierter Prothesen einen neuerlichen Aufschwung in den 70er Jahren erfuhr. In den nachfolgenden Jahrzehnten wurden die Grundprinzipien weiterentwickelt und optimiert. Neben einer effizienteren Oberflächenstruktur wurden Schwerpunkte auf eine verbesserte Primärstabilität sowie eine weitgehend physiologische Krafteinleitung gelegt, um das Risiko einer aseptischen Lockerung zu minimieren.

Maßgeschneiderte individuelle Therapie, denn jede Hüfte ist anders!

Ein hervorragendes Ergebnis nach Implantation einer Hüftprothese bedingt eine ausführliche Analyse der Beschwerdeursachen und der individuellen Gegebenheiten. Nicht jeder Hüftschmerz hat seine Ursache im Gelenksverschleiß (Arthrose) und bedarf der Implantation einer Prothese. Alternative Therapien wie Hüftarthroskopie können zum Erfolg führen, wenn die Beschwerden eher durch ein schmerzhaftes Einklemmungsphänomen (femoro-azetabuläres Impingement) verursacht werden. Aber genauso sollte erkannt werden, wann konservative Maßnahmen bei Vorliegen einer Arthrose ausgeschöpft sind und die Lebensqualität des Patienten durch eine Prothese wieder verbessert werden kann.

Individuelle Anatomie – Individuelles Implantat

Jeder Mensch besitzt eine individuelle Hüft-Anatomie im Sinne unterschiedlicher Längen und Abkippwinkel des Schenkelhalses (Bild). Die Anatomie kann auch durch Voroperationen beeinflusst worden sein.

Die Kunst hierbei ist es, diese Besonderheiten zu erkennen und durch die Auswahl des richtigen Implantats diese Anatomie wieder zu rekonstruieren. Zur Verfügung stehen moderne Implantate: Kurzschäfte, Midstems und Geradschäfte (Bild). Auch innerhalb dieser Prothesentypen gibt es vielfältige Variationen in Länge, Breite und Winkel. Ebenso bedingen Knochenqualität und Aktivitätsgrad des Patienten die Prothesenverankerung: Zementiert oder zementfrei.

Neben der Auswahl der Implantate kann auch die Auswahl des operativen Zugangs das funktionelle Ergebnis nach Hüftprothese beeinflussen. Der von uns verwendete minimal-invasive Zugang mit kleinem Hautschnitt nutzt weichteilschonend Muskellücken und entspricht unserem Standardzugang. Allerdings kann es nach Voroperationen oder Frakturversorgung erforderlich sein, auch den Zugang zu variieren.

Die Komponenten der Hüftprothese



Links: Plasmafit mit Polyethyleninlay;
rechts Plasmafit plus mit Keramikinlay

Moderne Hüftprothesen bestehen aus mehreren Komponenten unterschiedlicher Materialien. So bestehen der Schaft, der im Oberschenkelknochen versenkt wird und in unterschiedlichen Längen (Kurz- bis Geradschäfte) verfügbar ist, sowie die Pfanne, die im Becken angebracht wird, aus Titan. Die Größe dieser Implantate wird an die individuelle Anatomie angepasst. Der Prothesenkopf ist aus Keramik, das Inlay für die Pfanne meist aus Polyethylen.

Die Implantation einer Hüftprothese kann zementiert oder zementfrei erfolgen. Die Entscheidung ist abhängig von Aktivitätsgrad und Knochenqualität. Unsere Prothesen werden nahezu ausschließlich zementfrei implantiert.

 

Operationstechnik: Der Zugang zum Hüftgelenk

Es existieren verschiedene Zugänge zum Hüftgelenk, die jeweils unterschiedliche Vor- und Nachteile haben. Der hauptsächliche Nachteil aller klassischen Hüftzugänge ist eine Ablösung der Muskulatur. Die große Herausforderung liegt für den Operateur darin, einerseits das Gelenk gut und vollständig einsehen zu können, um ausreichend Platz für das Einbringen der Implantate zu haben. Andererseits hat der Arzt den Anspruch, die Weichteile und somit die Muskulatur bestmöglich zu schonen und die umgebenden Nerven und Blutbahnen zu schützen.

Moderne Zugänge mit kleinem Hautschnitt (z.B. anterolateraler Zugang) nutzen weichteilschonend Muskellücken und können so diese Herausforderung meistern. Der Eingriff wird daher auch minimal-invasiv und muskelschonend gemacht. Das bei der Nutzung klassischer Zugänge häufig zu beobachtende Hinken nach künstlichem Hüftgelenk wird bei dieser Methode weitgehend ausgeschlossen. Weitere Vorteile sind die deutliche Reduzierung der Schmerzen nach der Operation, der geringere Blutverlust und die schnellere Mobilisierung der Patienten.