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Fall des Monats "Hüfte": Femoroazetabuläres Impingement

 

Problem: Einklemmungsphänomen am rechten Hüftgelenk

 

Therapie: Gelenkerhaltende Operation mit Abtragung zu Knochen am Becken und Schenkelhals

 

Anamnese:
- 33-jähriger Patient
- Oberliga-Fußballspieler
- In der vergangenen Saison Überstrecktrauma beim Fußballspiel
- Daraufhin starke Schmerzen im rechten Hüftgelenk, welches sich auf die Leiste projiziert
- Zunächst Linderung unter Schonung und konservativer Therapie
- Erneutes Überstrecktrauma mit starken Schmerzen in der Leiste
- Zudem zunehmende Bewegungseinschränkung

Untersuchung:
- physiologisches Gangbild
- Beckengradstand
- Einbeinstand problemlos möglich
- Beweglichkeit in der rechten Hüfte eingeschränkt und schmerzhaft:
Flexion/Extension 100/0/0, Außenrotation/ Innenrotation 35/0/15
- typisches Einklemmungsphänomen (sog. Impingement-Phänomen) bei Beugung gleichzeitiger Innenrotation

 

Diagnostik:
- Konventionelles Röntgen von Beckenübersicht und Dunn-View: Hier zeigt sich eine vermehrte Überdachung des Hüftkopfes durch das Becken. Anhand von Winkeln (CE- und AC-Winkel) wird das Ausmaß der Überdachung quantitativ bestimmt und bei vermehrter Überdachung besteht der Nachweis eines Pinzer-Impingement (sog. Kneifzangenphänomen). Der rot markierte Knochen stellt den überschüssigen Knochen dar, der zu dem Pinzer-FAI führt und im Rahmen einer Operation abgetragen werden kann.

  

Anhand des seitlichen Röntgenbildes zeigt sich der Hinweis für ein Buckel am Übergang vom Hüftkopf zum Schenkelhals (sog. CAM-Impingement). „CAM" ist das englische Wort für Nockenwelle. Grün straffiert ist der zusätzliche Knochen am Übergang vom Hüftkopf zum Schenkelhals, der als "Buckel" zu dem Einklemmungsphänomen führt und der zu viel ist.

   

- MRT vom rechten Hüftgelenk: Das MRT vom rechten Hüftgelenk zeigt auch die Hinweise eines kombinierten CAM- und Pinzer-Impingement (femoroazetabuläres Impingement). Ferner erscheint der Knorpel im seitlichen Pfannenrand – im Bereich des Impingements - ausgedünnt (siehe rote Pfeil).

Diagnose:
- Femoroazetabuläres Impingement Typ CAM- und Pinzer mit Knorpelschaden am seitlichen Pfannenrand

Überlegungen:
- Aufgrund des jungen Alters sollte alles versucht werden, um das Hüftgelenk zu erhalten.
- Ein femoroazetabuläres Impingement Typ CAM- und Pinzer bedeutet ein Einklemmungsphänomen zwischen Becken und Schenkelhals und führt dadurch zu Beschwerden. Daher sollte das Ziel sein, den überstehenden Knochen am Becken und Übergang vom Hüftkopf zum Schenkelhals abzutragen. Dafür muss die Gelenklippe (sog. Labrum) abgelöst werden und mit sog. Ankern wieder refixiert werden.
- Sollte sich intraoperativ ein relevanter Knorpelschaden diagnostiziert werden, kann über eine Knorpeltherapie nachgedacht werden.
- O.g. Behandlungsoptionen können rein arthroskopisch oder arthroskopisch unterstützt durchgeführt werden. Aufgrund der deutlich vermehrten Überdachung wurde entschieden die Operation über einen kleinen Schnitt von etwa 5 cm und einem muskelschonenden, minimal-invasiven Zugang zum Hüftgelenk zu machen um dann arthroskopisch unterstützt das Gelenk zu beurteilen (sog. Mini-open Arthrotomie arthroskopisch assistiert).

Therapie:
- Mini-open Arthrotomie arthroskopisch assistiert mit Reduktion des Pfannenrandes und damit Entfernung von dem Areal mit nachgewiesenem Knorpelschaden (siehe Arthroskopiebild), Refixation der Gelenklippe am Becken sowie Abtragung des Buckels (CAM-FAI) am Übergang vom Hüftkopf zum Schenkelhals

Verlauf:
- Mobilisation am 1. postoperativen Tag mit 20 kg Teilbelastung an Unterarmgehhilfen
- Treppe steigen am 2. postoperativen Tag
- postoperative Röntgenkontrolle: Es zeigt sich die durchgeführte Pfannenrandtrimmung am Becken sowie die Abtragung des Buckels am Übergang vom Hüftkopf zum Schenkelhals (siehe postoperative Röntgenbilder von Beckenübersicht (roter Pfeil zeigt den abgetragenen Pfannenrand) und Hüfte Dunn view
- Entlassung am 3. postoperativen Tag
- 20 kg Teilbelastung für 2 Wochen, dann Aufbelastung
- Nach 3 Monaten konnte der Patient wieder joggen und stand wenige Wochen später wieder auch dem Fußballplatz bei einem Oberligaspiel.

 

Fazit:
- Bei nachgewiesenem femoroazetabulären Impingement stellt die minimal-invasive, muskelschonende, arthroskopisch-assistierte Abtragung des Impingement eine sinnvolle Operation dar.
- Auf diese Weise wird das Hüftgelenk erhalten und das Fortschreiten des Verschleißes (Koxarthrose) soll verhindert bzw. verlangsamt werden.
- Eine OP-Anleitung dieser OP-Technik wurde von Prof. Dr. med. T. Flörkemeier im Journal für Operative Orthopädie und Traumatologie veröffentlicht.