Anamnese:
- 77-jährige Patientin
- Starke Schmerzen auf der Innenseite des linken Kniegelenks, welche über die letzten Wochen stark zugenommen haben
- Sie verspürt ausgeprägte Belastungsschmerzen und eine deutliche Behinderung im Alltag
- Die Patientin hat eine zunehmende O-Beinfehlstellung bemerkt
- Die schmerzfreie Gehstrecke ist aufgehoben
- Es besteht der Wunsch nach körperlicher Aktivität: hauptsächlich Skifahren und Gartenarbeit

 

Diagnostik:
- Konventionelles Röntgen von Ganzbeinaufnahme, Kniegelenk in 2 Ebenen zeigen eine schwere Arthrose der Innenseite des linken Kniegelenks. Die Außenseite und die Gleitbahn der Kniescheibe sind intakt (Abbildung 1 und 2a und 2b)
- Bei sorgfältiger Analyse der Röntgenbilder ist eine Verschiebung des Schienbeins gegen den Oberschenkel (Pfeile) zu erkennen (Abbildung 3a, 3b und 3c).

 

 

Abbildung 1, 2a und 2 b

 

 

 

    

 Abbildung 3a, 3b und 3c

 

 

- Welche Behandlung soll erfolgen?
- Aufgrund der fortgeschrittenen Arthrose und der anatomischen Verhältnisse ist eine gelenkerhaltende Korrektur nicht sinnvoll
- Ein kompletter Kniegelenksersatz (Knie-TEP) ist möglich, aber eigentlich nicht nötig, denn nur die Innenseite des Gelenks ist schadhaft.
- Eine Totalprothese bedeutet ein deutliches Risiko (Embolie, Infarkt, Infektion, Gelenksteife)
- Alternativ ist auch eine mediale Teilprothese (Schlittenprothese) möglich!
- Mediale Schlittenprothese Oxford III ist ein bewährtes Implantat mit sehr guten Langzeitergebnissen.
- Das Risiko der Operation ist dreimal geringer als bei einer Totalendoprothese und die subjektiven Ergebnisse zumeist besser.
- In der Sprechstunde wird daher eine Spezialaufnahme angefertigt (Abb. 4): das Bein wird dabei vom Arzt nach außen gedrückt. Das O-Bein lässt sich auf diese Weise beseitigen und die Gelenkstellung ist nun normal. Der Gelenkschaden betrifft somit ausschließlich die Innenseite des Gelenks.

 

Abbildung 4

 

Therapie:
- In dieser Situation wird das schonendste Verfahren gewählt: mediale Teilprothese (Schlitten) Oxford III zementfrei (Abb. 5a und 5b).
- Vorteile: geringe Risiken, kurze OP-Zeit, geringer Blutverlust)
- Mobilisation zum Bad am 1. postoperativen Tag mit Unterarmgehhilfen
- Treppensteigen am 3. postoperativen Tag
- Nach 1 Woche Weiterbehandlung in häuslicher Umgebung
- Gehen ohne Gehhilfen zuhause nach 2 Wochen möglich

 

 

 Abb. 5a und 5b

 

Verlauf:
- Wiedervorstellung 6 Jahre nach der Operation in der Sprechstunde
- Die Patientin ist beschwerdefrei und sportlich aktiv mit einer guten Funktion des linken Kniegelenks (Abb. 6a und 6b)

 

 

Abb. 6a und 6b

- Die Patientin kommt nun wegen ähnlicher Symptomatik mit Nachweis einer medialen Arthrose des rechten Kniegelenks
- Röntgenaufnahmen zur Kontrolle des operierten Kniegelenks zeigen eine unverändert regelgerechte Position der Teilprothese (Abb. 7a und 7b)

 

Abb. 7a und 7b

Fazit:
- Die mediale Teilprothese (Schlittenprothese) bedeutete für die Patientin und ein viel geringeres Risiko. Ferner konnte die Nachbehandlung von zuhause erfolgen. Die Patientin empfindet ihr Knie als komplett normal (´forgotten knee´).
- Die langjährigen Statistiken besagen, dass dies die definitive Versorgung für die Patientin ist.